Quantcast
Channel: Gymnasium Ulricianum Aurich
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2756

Literarischer Zirkel – das Christmas Special oder: Von Gedichten, die aus Mänteln fallen

$
0
0

“Literarischer Zirkel am Sonntag – say whaaat?!“ war der Betreff einer E-Mail von Jakob, die uns ehemalige Mitglieder des Literarischen Zirkels in den Weihnachtstagen erreichte.

Und wie war die Freude groß, als wir uns am 28.12. sonnendurchflutet in der „Stadtperle“ trafen! Tim, David, Nycky, Hendrik, Timo, Joost, Aike, Jannis, Sabrina, Wiebke, Imke, Jakob, Simon und ich saßen stundenlang zusammen – zweieinhalb Jahre nach dem Ende des Literarischen Zirkels im AG-Format.

 IMG_2080 IMG_2083   IMG_2105 IMG_2113

Zunächst wünschte ich mir eine kurze Runde, in der jeder sagte, wo er gerade im Leben steht. Der eine beendet in Kürze sein Masterstudium in Physik, der andere lässt sich zum Krankenpfleger ausbilden, die eine ist mittlerweile nach Neuseeland ausgewandert und erwartet ihr erstes Kind und die andere besucht (als einzige) noch das Ulricianum. Manche schreiben noch, manche gar nicht mehr. Alle waren sie gekommen.

Einige hatten eigene Texte – mehrfach kopiert – mitgebracht. Alles wie früher. Und die haben wir dann gelesen und besprochen, kritisch, begeistert, humorig und engagiert.

Jannis las aus dem längeren Text „Die Schläfer“. Imke bot mit dem Gedicht „Ein Traum wird wahr“ Anlass für Diskussionen.

Joost begeisterte mit flockigen Alexandrinern sogar Tim. Nur die Religionslehrerin am Tisch erkannte in seinem Poem „Charons Aufbruch“ erst zeitverzögert Jesus in dem „hohe[n] Halb-Verwaiste[n], Welt-Verirrte[n]“. Was für ein Text!

Timo bot eine kurze Betrachtung mit dem Titel „Auch Zombies können lieben“, und Jakob leitete seinen Vortrag mit der streitbaren Behauptung ein, es sei der kitschigste Text, den er je geschrieben habe. Dennoch fand besonders die nachfolgend zitierte Textpassage großen Anklang.

„Atemlos sammle ich die Gedichte, die aus deinem Mantel fallen, während du ziel- und furchtlos vorwegrennst. Du trägst sie immer an dir. Und in den richtigen Momenten gibst du sie den richtigen Fremden.“ (Jakob DeMayer)

Tim fand: „Kitsch ist triefendes Glück.“, Wiebke bot eine besondere Interpretation von Alice im Wunderland, und auch „Die Schwester des weißen Hais“ kam in Christines Text zu Wort. Tim hatte – wie immer – keine Kopien und las von geblümten Kleidern und einem Albtraum.

Als nach und nach der eine oder andere aufbrach, entspann sich noch eine Diskussion über die Fragwürdigkeit literarischer Epochen, Qualitätskriterien für Literatur, neue Ansätze der Literaturwissenschaft, Autorenverbände und die Neue Ehrlichkeit.

Nach über vier Stunden riss ich mich los, weil zuhause noch so viele unkorrigierte Klausuren lagen.

Wie bin ich froh über ein solches Treffen, das in keinem Lehrbuch steht, von dem kein Curriculum weiß und das irgendwie das Herz von innen wärmt.

(Kitschige Metapher, ich weiß, aber doch irgendwo „zwischen glücklich und orientiert“ [nochmal Jakob]).

Erst war es nur mein Job, dann wurde es etwas Großes, heute sind wir irgendwie zu literarischen Weggefährten geworden. Wer weiß, wohin uns das noch führen kann …

Christine Korte


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2756