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Stolperstein-Spendenaktion: Stolperstein für Mirjam Hoffmann verlegt

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Am 27. Januar, dem siebzigsten Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, wurden in Aurich erneut Stolpersteine verlegt. Unter den 36 neuen Gedenkplatten ist der Stolperstein für Mirjam Hoffmann, die im Alter von dreizehn Jahren in Auschwitz ermordet wurde. Für diesen Stolperstein hat das Ulricianum die Patenschaft übernommen.

Die Stolpersteine für Mirjam, ihre Eltern Friedrich und Rahel Hoffmann sowie für ihren Bruder Menno wurden in der Wallstraße Nr. 16 verlegt, wo die Familie von 1929 bis zu ihrer Vertreibung aus Aurich 1940 lebte. An der Zeremonie wirkten zahlreiche Ulricianer mit: Lynn Frühling, Mattes Schmidt, Timon Uecker und Dirk Zimmermann (GE 601 und ge 608) stellten das Schicksal der Familie vor, die im Dezember 1942 im Vernichtungslager Auschwitz ausgelöscht wurde.

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Anschließend sang der MKT-Kurs Musik des fünften Jahrgangs unter Leitung von Frau Glashoff das Lied „Schalom chaverim“ und wurde dabei von Wolfgang Neiweiser auf der Gitarre begleitet. Dieser Auftritt hat sehr zur besonderen Stimmung bei der Verlegung der Gedenksteine beigetragen.

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Sehr bewegend war zudem die Verlegung der Stolpersteine für Familie Wolff in der Wallstraße 56: Auch die Biografien von Daniel, Henny, Caroline (Lea), Senta, Ernst (Asher) und Helmut Wolff wurden von Schülern der Kurse GE 601 und ge 608 präsentiert: Julie Kostka, Johanna Hentschel, Grit Klöker, Janna Ontijd, Anna Boekhoff und Jannes Knopf stellten gemeinsam mit Konfirmanden der reformierten Kirche Aurich das Schicksal der Familie vor, von der nur zwei Kinder, Ernst und Caroline, überlebten: Beide leben heute in Israel, Caroline hat geheiratet und heißt nun Lea Rotfeld, Ernst nennt sich nach seinem Großvater Asher Wolff. Ashers Sohn Jaïr, der an Stelle seines Vaters nach Aurich gereist war, berichtete im Anschluss an die Präsentation der Jugendlichen tief bewegt vom Schicksal seines Vaters, der den Holocaust nur knapp überlebte. Die Stolpersteinverlegung am 27. Januar 2015 war ein ganz besonderes Ereignis. Ein herzlicher Dank gilt allen, die sich engagiert haben!

Mirjam Hoffmann

Mirjam Hoffmann war das dritte und jüngste Kind von Friedrich Hoffmann und dessen Frau Rahel, geb. Wolffs. Sie wurde am 23. September 1929 in Aurich geboren. Mirjam hatte einen Bruder, Menno, der dreieinhalb Jahre älter war als sie. Ihre ältere Schwester Jutta hat sie nie kennen gelernt – Jutta verstarb im Alter von 18 Monaten ein halbes Jahr vor Mirjams Geburt. Die Familie lebte im Haus in der Wallstraße 16, dem Elternhaus von Mirjams Mutter Rahel.

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Mirjam Hoffmann

Mirjams Vater Friedrich war Viehhändler, wie sein Vater hatte er sich auf den Pferdehandel spezialisiert. Bis zum Machtantritt der Nationalsozialisten liefen die Geschäfte gut, doch schon bald nach 1933 musste Friedrich den Viehhandel aufgeben und die Situation für die Familie änderte sich nicht nur finanziell zum Schlechteren: Wie die übrigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde hatten die Hoffmanns unter Schikanen und Repressalien zu leiden. Friedrich Hoffmann tat sein Bestes, um die Familie zu ernähren, er war zunächst als Kohlenhändler und schließlich als Arbeiter tätig. Als alle Auricher Juden Anfang 1940 aufgefordert wurden, Ostfriesland zu verlassen, verkauften Mirjams Eltern das Haus und beschlossen, nach Berlin zu gehen. Allerdings wussten sie wie viele andere Familien nicht, ob sie schnell bzw. überhaupt eine Wohnung für die Familie finden würden. Mirjam wurde daher für eine gewisse Zeit in Hildesheim, im jüdischen Kinderheim „Am Lappenberg“, untergebracht.

Wann Mirjam zu ihren Eltern zurückkehren konnte, ist unklar, doch lebte sie spätestens ab März 1942 wieder in Berlin, in der Weinmeisterstraße Nr. 10, zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Menno. Am 9. Dezember 1942 mussten sich alle vier am Bahnhof Berlin-Moabit einfinden, einem Güterbahnhof. Von dort aus wurde die Familie gemeinsam mit 996 anderen Menschen direkt nach Auschwitz deportiert. Der Zug kam einen Tag später, am 10. Dezember, im Vernichtungslager an. Über Mirjams weiteres Schicksal ist nichts bekannt – vermutlich wurde sie bereits am Tag der Ankunft in Auschwitz ermordet. Mirjam wurde 13 Jahre alt.

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Sandra Weferling

 

>> Stolpersteine Aurich


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